Entspannte und fröhliche Maria
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Zum Nepomuk „Mutter Maria fallt glatt durch", Starnberger SZ vom 2. Juni:
Lieber Nepomuk!
Deinem letzten Erguss entnehme ich, dass du dich für die Maria interessiert, die von einem Künstler speziell für die „Kulturstraße Herrsching - Andechs" angefertigt wurde. Dein Interesse freut mich, aber das, was du beschreibst, stimmt so nicht ganz: Du meinst, diese Maria sei „ziemlich" angeheitert, in Wirklichkeit ist sie aber nur „leicht" angeheitert, also keineswegs unmäßig, nur ein wenig fröhlicher und entspannter als in den Darstellungen der zweitausend Jahre vorher, in denen sie Schreckliches mitgemacht haben muss: Auf allen Bildern musste sie die Reine, Edle, Vollkommene, Unantastbare sein. In der Gotik musste sie steif und starr dasitzen, sogar im Barock musste sie tun, als wäre sie frei von allen irdischen Freuden und in der Kunst der Neuzeit sieht sie immer noch so geist- und seelenlos aus, als ginge sie die Welt überhaupt nichts an, denk nur an diese gesichtlose, blasse, kleinhändige Maria, die kürzlich einen Wettbewerb gewann und in der SZ abgebildet wurde.
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Du weißt, welche ich meine. Eine nervige Darstellung, wenn man selbst die Hauptperson ist.
Da ist dagegen diese Maria, die ein Künstler für die Kulturstraße entworfen hat, ein richtiger Lichtblick: Endlich eine menschliche Figur mit menschlichen Regungen und keineswegs so schlimm wie du schreibst: Ihre Krone liegt nämlich nicht auf dem Boden, sie ist nur leicht verrutscht, hält aber trotzdem noch, weil ihr Kopf etwas zur Seite gesunken ist. Verständlich? Das Kind - übrigens ein sehr hübsches Kind mit einem blonden Lockenkopf und einem gestreiften modernen Anzug - befindet sich keineswegs im Delirium, nein das Kind ist einfach runtergerutscht, gemäß der Schwerkraft und liegt nun mit dem Bauch auf dem Oberschenkel der Maria. Seine Krone, ach, da ist sie ja, tatsächlich, sie liegt am Boden, zusammen mit dem Szepter und dem Maßkrug.
Also, Du hast recht, das geht zu weit . . . diese Darstellung werden wir Veranstalter nicht akzeptieren - obwohl, vom Zeichnerischen und Malerischen schön war sie ja schon . . . vielleicht wird sie Buchheim in seinem Museum in Bernried einmal ausstellen. Du kennst ihn doch, frag ihn doch mal. Das wünscht sich zumindest
Deine Gisela Forster, Starnberg
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