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Kunstprojekt "Variationen zum Abendmahl" im Kunsthaus am Wörthsee |
Einladung Abendmahl Presse In Memoriam |
7 Variationen zum Abendmahl nach Leonardo da Vinci | ||||||||
Die Gründonnerstag-, Karfreitag-, Karsamstag- und Ostersonntage können von mir seit Jahren nur noch mit Schmerzen durchlebt werden, denn an einem Karfreitag ist mein Sohn Thomas Johannes Forster gestorben. Am Gründonnerstag war er zum letzten Mal in der Gemeinschaft seiner Freunde, am Ostermontag wurde er tot gefunden. Es war sein Herz, das aufhörte zu schlagen, obwohl er so jung war. Um dem Schmerz zu entgehen, den keine Zeit heilt, flüchtete ich mich in den Ostertagen der vergangenen Jahre in geistige Welten, in Stille oder in Kunst, so wie die Malerei, und integrierte so mein Fühlen und Denken in die Erinnerungen an den so früh verstorbenen Buben, seine Philosophie und seine Kreativität. Es gilt weiter zu leben, von Lebensabschnitt zu Lebensabschnitt. Wir Menschen haben weder den Anfang des Lebens noch dessen Ende in unserer Entscheidung. Mein vierter Lebensabschnitt beginnt an diesem Ostern: Nach 23 Jahren Kindheit und Jugend in großer Einsamkeit und mit vielen Zweifeln und Irrwegen, aber auch mit dem Finden unterstützender visionärer Menschen, nach 23 Jahren Lernen, Suchen und Studieren, selbstständig werden, Orientierung finden, Mutter von drei Kindern sein, in die Philosophie, die Architektur und die Kunst einsteigen und nach 23 Jahren a1s Politikerin, Künstlerin, Architektin, Religionsphilosophin, Schreibende und Denkende, a1s Großmutter von 4 Enke1kindern, trete ich nun ein in das letzte Viertel meines Lebens, das bis 93 Jahre dauern kann, so die Lebenserwartungsstatistik der Fachleute, aber auch schon morgen zu Ende sein könnte. Die Zeit liegt nicht in unserer Hand, die Geschehnisse des Gestern, des Heute und des Morgen liegen nur zum Teil in der eigenen Entscheidungsfähigkeit, Vieles geschieht wie angestrebt und erwartet. Vieles ganz anders, wie schicksalshaft, ohne dass eine Mitwirkung besteht, ohne dass jemand es will, oft sogar wie ein Schlag, wie eine Vernichtung. Als Mensch hat man die Möglichkeit, seinem Leben Richtung zu geben, Schwerpunkte zu setzen, Dinge zu akzeptieren, anderen auszuweichen, Entscheidungen zu verstehen oder abzulehnen, aber man hat nicht die Wahl ganz wegzutreten, denn der Lebensfluss trägt einen weiter, wie auf einer Wolke, die am Himmel zieht, wie Hände, die einen tragen und die man akzeptieren lernt, wenn nicht sogar liebt. Man mag so das weitere Leben angehen, a1s ob es noch 23 Jahre sein könnten, oder a1s ob es morgen zu Ende sein würde, immer mit der Reflexion: Wann ist Leben da? Wann ist Tod da? Die Einen wissen es nicht. Die Anderen auch nicht. Die Frage nach Tod und Leben ist die Grundfrage von Ostern. Der Beginn der Osterrituale ist der Gründonnerstag, am besten dargestellt in Leonardo Da Vinci's Abendmahl. Das Abendmahl von Leonardo da Vinci Der Tod ist beim Abendmahlsfest mit im Raum, er ist dort und hier immer neben uns, er steht entweder einen Windhauch daneben oder noch km weit entfernt, wir wissen es nicht, denn er schweigt, sagt kein Wort der Vorwarnung, kann wie eine Erleichterung sich einem nähern oder aber auch wie ein Messerstich. Niemand weiß das, aber jeder und jede soll sich täglich bewusst sein, dass jeder Tag der persönliche Todestag sein kann. Ostern ist das Fest von Tod und Leben, von Abendmahl, Karfreitag, Karsamstag und Ostersonntag. Mehr Tod als Leben.
Was der Tod wirklich bedeutet, weiß mein Verstand nicht, aber Ich weiß, was Abgründe sind, denn oftmals bin ich in meinem Leben an Abgründe geraten, bin hinuntergestürzt, konnte mich beim Fallen nicht halten und lag wie gelähmt in der Tiefe. So musste ich nach dem Todesbild die Bilder Abgründe der Menschheit malen. Zunächst die Schicksalsabgründe: Krankheit oder Traurigkeit, die über einen kommen, ohne Ankündigung, ohne Vorwarnung, ohne Zeitangabe und die einen nicht mehr loslassen. Schicksalsabgrund des Menschen: Krankheit und Schicksalsabgrund des Menschen: Traurigkeit sind gemalt analog dem Bild Schicksalsabgrund Tod: 13 Tote, 13 Kranke, 13 Traurige. Abgründe, die mir immer wieder begegnet sind, sind aber auch die Abgründe der Abhängigkeit, die Sucht, die Abgründe der Begierde, die Gier, der Neid, der Hochmut, das mehr und besser sein wollen, die Eifersucht, die Abgründe des Pharisäertums, das Lügen um des Erfolges willen, das Mehr haben wollen, das sich über andere Stellen, die Gewalt des pharisäerhaften Herrschens, das alle Umstehenden zum Weggehen, Rücken kehren, Nicht-dabei-sein-Wollen zwingt.
- Narzistischer Abgrund Sucht, die Betrunkenen, Drogensüchtigen, exsüchtigen, Unterdrückungssüchtigen und den Weinenden in der Mitte, der seinen Kopf auf seine Hände legt und in Tränen ausbricht, - den Narzistischen Abgrund Hochmut, dem Ich-weiß-alles-Besser-Abwerten, dem militärischen Hochmut, dem kirchlich-diktatorischen-Alleinseeligmachen-Hochmut und den Ich-bin-der/die-Schönste-Hochmut, der nicht ertragbar ist und der zum Weggehen zwingt, - den Narzistischen Abgrund Gewalt, der die Individualität durch Kriegskleidung verhüllt und Menschen zu Maschinen werden lässt, unter denen sich jeder nur vermummen kann, damit er durch Gewalttätige nicht erschlagen wird: Hilflos ist der Einzelne im Krieg, wenn Waffen und Zerstörung die Welt beherrschen. Nach dem Malen dieser 7 Abgründe des Menschseins, fühlte ich mich ruhig, hatte ich doch die Schrecken der Bedrohungen des menschlichen Daseins in den Bildern fassbar, fühlbar und sichtbar gemacht und die Bedrohung - wie mir schien - dadurch gebändigt. Ich legte die Bilder zur Seite und war entspannt. Dann prasselte Kritik auf mich nieder: Zu negativ, zu hoffnungslos, zu pessimistisch, man solle doch zeigen, dass es auch Kraft und Mut geben könne... Konkret, man sagte, es fehle nach diesen Karfreitags- und Karsamstagsbildem ein Osterbild. Auferstehung heißt das Osterfest. Wenn man das -er- weglässt, dann bleibt Aufstehen. Aufstehen aus der Passivität des Sitzens und des Alles-auf-sich-Niederprasseln-Lassens. Aufstehen, um sich zu bewegen. Aufstehen, um sich mit anderen zu sammeln, Aufstehen, um in Bewegung zu kommen. Die bisher am Tisch Sitzenden sind aufgestanden, auf den Tisch gestiegen, haben Freundinnen und Freunde mit heran genommen und umschlungen, sie sind aus der Starrheit erwacht und haben sich aufeinander zu bewegt. Sie tanzen, dachte ich, als ich malte und die Botschaft Tanzen statt Töten ging durch meinen Kopf.
So sitzen die Krieger, die Vermummten, die Bewaffneten, die Gewalttätigen, die Anonymen Zerstörer immer mit dabei, symbolisch unter dem Tisch, wenn andere sich erhoben haben oder meinen, die Welt könnte sich in ein friedliches Miteinander verwandeln. Zu keiner Zeit hat der Mensch die Gewalt in Schranken weisen können, zu keiner Zeit konnten Menschen einander achten und schätzen, zu keiner Zeit, siegte Toleranz und Verständnis, immer saßen und sitzen die Zerstörer und Töter und Peiniger und Folterer und Stalker und Verfolger mit unter dem Tisch. So sitzen sie auch in diesem Bild. Das Zeitlose der Bilder sollen die wehenden Stoffe ausdrücken, sie sind nicht starr, sondern sie bewegen sich im Wind und damit in der Zeit. Bei den Schicksalsabgründen wurden gelbe und weiße und goldenen Stoffe verwendet, denn Tod, Krankheit und Leid sind nicht nur Tiefen und Schrecken, sondern auch Tore zu den Welten und Einsichten und Ergriffenheiten und Erkenntnissen des Goldseins einer Welt, die wir nicht kennen, nur ahnen, einer Welt, außerhalb von uns, die wir als Zielvision brauchen und die wir mehr ahnen oder wünschen als visualisieren können. Das Todesbild ist gar ganz hinter goldene Tücher gelegt, so als wollte es sagen: Denke jeden Tag an den Tod, er gehört auch Dir, und die Möglichkeit, dass Du nach einer Welt oder nach einem Leben, das durch schwere Ereignisse und Phasen des Grauens erschüttert war, in goldene Sphären eintrittst, ist zumindest eine Option. Beim Auf-er-stehungsbild bleibt die Dualität von Gut und Böse. Das Gute in der Hälfte des Bildes, das Böse unter der weißen Tischdecke, das Gute helle weiße Tuch links und rechts, sich in der Zeit mit dem Wind bewegend und das Böse dunkle schwarze Tuch unmittelbar daneben, unausrinnbar. Neben diesen Bildern zu Ostern 2016 hängt noch mein Bild Ökumene am Kunsthaus am Wörthsee. Es wurde 2001 gemalt, stellt die Versammlung der Männer UND Frauen und der evangelischen UND katholischen Christinnen und Christen dar. Eine Gemeinschaft, die vor 15 Jahren ebenso eine Illusion war, wie heute. Trotzdem sollte sie im Bild eine Wirklichkeit finden. Mein Dank gilt meinen denkenden Mitarbeiterinnen und Unterstützerinnen, die mich immer wieder abregten, ermahnten, kritisierten, ermunterten und liebevoll annahmen: Frau Marianne F., Herr Andreas R, Frau Monika F., Herr Heiner F., Frau Verena S., Frau Brigitte H., Herr Franz-Josef St, Frau Erika S. und allen anderen, an meiner Wegesseite. Dr.phil. Dipl.-Ing. Gisela Forster OstR.Bildh.Künstl.PDL www.kulturstrasse.de |
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